Shadowrun 051 - Schattenläufer 01 by Sturmvogel -- Markus Heitz

Autor:Sturmvogel -- Markus Heitz
Format: epub
veröffentlicht: 2015-04-13T16:00:00+00:00

VI.

ADL, Norddeutscher Bund, Rostock,

02.02.2059, 19:32 MEZ

Poolitzer schreckte aus seinem Schlaf hoch, ein schrilles Piepsen hatte ihn geweckt. Was…? Er prallte mit dem Kopf unsanft gegen die Stahlflasche und fluchte laut, zu spät fiel ihm ein, wo er sich befand. Die Müdigkeit wandelte sich zu Panik.

Der Rastafari am Kartentisch namens Kalb drehte sich erschrocken zu seinem Versteck und langte automatisch unter seine Jacke.

Der Reporter wollte nicht warten, bis man ihn bedrohte. Er schnellte aus dem Halbdunkel hervor, die Altmayr direkt auf den Typ gerichtet, der sich am Funkgerät mit Kalb gemeldet hatte.

»Halt still«, befahl er ihm drohend. Die typischen Bewegungen eines fahrenden Schiffs fehlten, die Liberty stand. Poolitzer fehlte jegliches Zeitgefühl »Wie lang sind wir schon in Rostock?«

»Woher weißt…«, setzte Kalb perplex zu einer Frage an.

»Wie lange?«, schrie er ihn nervös an. Er wollte die drohende Exekution des Wissenschaftlers unbedingt verhindern.

»Eine halbe Stunde«, brüllte Kalb fahrig zurück, ohne die Mündung aus den Augen zu lassen. »Was…« Die kraftvoll geschwungene Altmayr knallte ihm gegen die Stirn. Besinnungslos brach er zusammen, kippte gegen den Kartentisch und fiel zur Seite. Er räumte die Platte ab und wurde von den Karten beinahe vollständig bedeckt.

Wie kann ich nur fest einschlafen, ich Idiot? Poolitzer hechtete zur Treppe und lauschte gespannt, ob sich ein anderer Terrorist von oben näherte. Da sich nichts regte, wagte er den Aufstieg. Gefechtsbereit stieg er an Deck, um etwaige Angreifer wenigstens anschießen zu können, mehr war bei seinen Fähigkeiten sowieso nicht drin.

Der Trawler schien verwaist. Er lag längsseits am Pier im Rostocker Hafen vertäut, eine schmale Gehplanke aus Hartplast diente als Brücke auf den festen Boden. Poolitzer hatte freie Bahn.

Dreißig Minuten Vorsprung, überschlug er. Das reichte ausgebildeten Terroristen locker aus, ihr Opfer zu beseitigen. Insgeheim rechnete er schon damit, dass ihm der Mördertrupp entgegenkam. Vielleicht ist Gott mit Sasnudin.

Gerade stolperte er das breite Brett hinunter auf den Asphalt, als ihn eine scharfe Stimme in seinem Rücken zum Stehenbleiben aufforderte.

Poolitzer blickte sich nicht einmal um. Er sprintete los, um in den Schutz der fünf Meter entfernten Hallen zu gelangen, und feuerte aufs Geratewohl das ganze Magazin seiner Waffe nach hinten.

Der Beschuss wurde erwidert. Eine Uzi oder eine andere Maschinenpistole knatterte los, als er es gerade so um die nächste Gebäudeecke schaffte. Die Projektile sirrten knapp an ihm vorbei, Betonbröckchen wurden von den Kugeln abgesprengt und flogen ihm um die Ohren, um blutige Kratzer in seinem Nacken zu hinterlassen.

Er hetzte weiter. Stapler kreuzten seinen Weg, Lkw hupten ihn an, als er ohne Rücksicht auf sich und den Verladeverkehr durch die Hafenstraßen rannte, bis er endlich in der Nähe des Reedereizentrums auf einen Taxistand traf.

Erledigt warf er sich in den Beifahrersitz eines Peugeot. »Hansa… Hof«, wies er den Fahrer außer Atem an. »Ihr… Kom«, verlangte er dann noch japsend, »muss… anrufen.«

Er wählte die Nummer der Polizei und landete in einer Warteschleife. Nach dreißig Sekunden legte er auf und versuchte es ein weiteres Mal. Es klingelte einmal, es klingelte zehnmal, dann hob ein Beamter ab.

»Schicken Sie sofort ein gut ausgerüstetes Swat-Team in den Hansa Hof«, keuchte er. »Mein Name? Gos…« Verdammt! Nicht mit meinem richtigen Namen.

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